Finnische Studie vom Dezember 2022 von Harvima, IT et al.
Vitamin D: Regelmäßige Einnahme könnte Melanomrisiko reduzieren
Menschen, die regelmäßig ein Vitamin-D-Präparat einnehmen, scheinen ein deutlich geringeres Risiko zu haben, an einem malignen Melanom oder einer anderen Hautkrebsform zu erkranken. Wirklich bewiesen ist ein kausaler Zusammenhang aber auch in dieser retrospektiven Kohortenstudie aus Finnland nicht.1
Die Inzidenz von kutanen malignen Melanomen hat in westlichen Ländern deutlich zugenommen, insbesondere bei immunsupprimierten Patienten. Als Hauptursache gilt die UV-Exposition. Kampagnen zum Schutz vor Hautkrebs zielen daher auf einen verbesserten Sonnenschutz, was auf der anderen Seite aber zu einer mangelnden Versorgung mit Vitamin D beitragen könnte.
Auswertung von 489 Patientenakten
Für die Studie wertete die finnische Arbeitsgruppe um Ilkka T. Harvima von der Abteilung für Dermatologie vom Kuopio University Hospital in Kuopio, Finnland, die Krankenakten von 489 Patienten einer ambulanten dermatologischen Klinik aus (21 – 79 Jahre), die nach dem Urteil eines erfahrenden Dermatologen ein erhöhtes Hautkrebsrisiko aufwiesen. 295 von ihnen hatten in der Vorgeschichte oder zum jetzigen Zeitpunkt ein kutanes malignes Melanom (n=100), ein Basalzellkarzinom (n=213) oder ein Plattenepithelkarzinom der Haut (n=41). Bei 96 Teilnehmenden lag eine Immunsuppression vor – diese Gruppe wurde gesondert ausgewertet.
Die 402 verbliebenen Patienten wurden nach der Einnahme von Vitamin-D-Supplementen gefragt und in drei Gruppen eingeteilt: gar keine Einnahme (n=99), gelegentliche Einnahme (n=126) und regelmäßige Einnahme (n=177). Bei der Hälfte der Patientinnen und Patienten wurde der Calcidiol-Serumspiegel analysiert, und es zeigte sich, dass er mit der von ihnen selbst angegebenen Einnahme von Vitamin D übereinstimmte.
Auch gelegentliche Einnahme senkt Hautkrebsrisiko
Im Vergleich zu den Nicht-Nutzern hatten Personen mit regelmäßiger Vitamin-D-Einnahme ein signifikant geringeres Risiko für ein kutanes malignes Melanom (18.1% vs. 32.3%) und für jede Art von Hautkrebs (62.1% vs. 74.7%). Nach der Multivarianzanalyse mit Berücksichtigung zahlreicher Einflussfaktoren war das Risiko für ein malignes Melanom bei regelmäßiger Vitamin-D-Einnahme um ca. 55 % reduziert und auch eine gelegentliche Einnahme ging noch mit einem 46 % geringeren Risiko einher. Das Risiko für jede Art Hautkrebs war bei regelmäßiger Vitamin-D-Substitution um 52 % reduziert, bei gelegentlicher Einnahme um 46 %.
„Diese früheren Studien untermauern unsere neuen Erkenntnisse aus der Region Nord-Savo hier in Finnland. Allerdings ist die Frage nach der optimalen Dosis von oral eingenommenem Vitamin D noch offen. Bis wir mehr wissen, sollten die nationalen Empfehlungen für die Einnahme befolgt werden“, so Ilkka Harvima, Professor für Dermatologie und Allergologie an der Universität von Ostfinnland. Zuvor hatte das Team beobachtet, dass die Sterblichkeit durch Melanome in Nord-Savo relativ hoch ist.
- Kanasuo E, Siiskonen H, Haimakainen S, Komulainen J, Harvima IT. Regular use of vitamin D supplement is associated with fewer melanoma cases compared to non-use: a cross-sectional study in 498 adult subjects at risk of skin cancers. Melanoma Res. 2022 Dec 28:CMR.0000000000000870. doi: 10.1097/CMR.0000000000000870. Epub ahead of print. PMID: 36580363.
- Regular Vitamin D Supplements May Lower Melanoma Risk, Medscape 23. Januar 202
Vitamin D: Regelmäßige Einnahme könnte Melanomrisiko reduzieren
Menschen, die regelmäßig ein Vitamin-D-Präparat einnehmen, scheinen ein deutlich geringeres Risiko zu haben, an einem malignen Melanom oder einer anderen Hautkrebsform zu erkranken. Wirklich bewiesen ist ein kausaler Zusammenhang aber auch in dieser retrospektiven Kohortenstudie aus Finnland nicht.1
Die Inzidenz von kutanen malignen Melanomen hat in westlichen Ländern deutlich zugenommen, insbesondere bei immunsupprimierten Patienten. Als Hauptursache gilt die UV-Exposition. Kampagnen zum Schutz vor Hautkrebs zielen daher auf einen verbesserten Sonnenschutz, was auf der anderen Seite aber zu einer mangelnden Versorgung mit Vitamin D beitragen könnte.
Auswertung von 489 Patientenakten
Für die Studie wertete die finnische Arbeitsgruppe um Ilkka T. Harvima von der Abteilung für Dermatologie vom Kuopio University Hospital in Kuopio, Finnland, die Krankenakten von 489 Patienten einer ambulanten dermatologischen Klinik aus (21 – 79 Jahre), die nach dem Urteil eines erfahrenden Dermatologen ein erhöhtes Hautkrebsrisiko aufwiesen. 295 von ihnen hatten in der Vorgeschichte oder zum jetzigen Zeitpunkt ein kutanes malignes Melanom (n=100), ein Basalzellkarzinom (n=213) oder ein Plattenepithelkarzinom der Haut (n=41). Bei 96 Teilnehmenden lag eine Immunsuppression vor – diese Gruppe wurde gesondert ausgewertet.
Die 402 verbliebenen Patienten wurden nach der Einnahme von Vitamin-D-Supplementen gefragt und in drei Gruppen eingeteilt: gar keine Einnahme (n=99), gelegentliche Einnahme (n=126) und regelmäßige Einnahme (n=177). Bei der Hälfte der Patientinnen und Patienten wurde der Calcidiol-Serumspiegel analysiert, und es zeigte sich, dass er mit der von ihnen selbst angegebenen Einnahme von Vitamin D übereinstimmte.
Auch gelegentliche Einnahme senkt Hautkrebsrisiko
Im Vergleich zu den Nicht-Nutzern hatten Personen mit regelmäßiger Vitamin-D-Einnahme ein signifikant geringeres Risiko für ein kutanes malignes Melanom (18.1% vs. 32.3%) und für jede Art von Hautkrebs (62.1% vs. 74.7%). Nach der Multivarianzanalyse mit Berücksichtigung zahlreicher Einflussfaktoren war das Risiko für ein malignes Melanom bei regelmäßiger Vitamin-D-Einnahme um ca. 55 % reduziert und auch eine gelegentliche Einnahme ging noch mit einem 46 % geringeren Risiko einher. Das Risiko für jede Art Hautkrebs war bei regelmäßiger Vitamin-D-Substitution um 52 % reduziert, bei gelegentlicher Einnahme um 46 %.
„Diese früheren Studien untermauern unsere neuen Erkenntnisse aus der Region Nord-Savo hier in Finnland. Allerdings ist die Frage nach der optimalen Dosis von oral eingenommenem Vitamin D noch offen. Bis wir mehr wissen, sollten die nationalen Empfehlungen für die Einnahme befolgt werden“, so Ilkka Harvima, Professor für Dermatologie und Allergologie an der Universität von Ostfinnland. Zuvor hatte das Team beobachtet, dass die Sterblichkeit durch Melanome in Nord-Savo relativ hoch ist.
- Kanasuo E, Siiskonen H, Haimakainen S, Komulainen J, Harvima IT. Regular use of vitamin D supplement is associated with fewer melanoma cases compared to non-use: a cross-sectional study in 498 adult subjects at risk of skin cancers. Melanoma Res. 2022 Dec 28:CMR.0000000000000870. doi: 10.1097/CMR.0000000000000870. Epub ahead of print. PMID: 36580363.
- Regular Vitamin D Supplements May Lower Melanoma Risk, Medscape 23. Januar 202
DO-Health-Studie vom April 2022 von Prof. Dr. Bischoff-Ferrari et al.
Drastisch reduziertes Tumorrisiko ab 70 durch die Kombination Vit. D3, Omega-3 und einem Trainingsprogramm
Eine Kombination aus hochdosiertem Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren und einem einfachen Trainingsprogramm für zu Hause kann offenbar das Krebsrisiko gesunder Menschen über 70 Jahre um bis zu 61% verringern. Zu diesem Ergebnis kommt eine exploratorische Analyse der internationalen DO-HEALTH-Studie, für die mehr als 2.000 Senioren über 3 Jahre nachbeobachtet wurden 1.
Das Risiko, an Krebs zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter. Und abgesehen von allgemeinen Maßnahmen wie Sonnenschutz oder Nichtrauchen gibt es kaum weitere Möglichkeiten, sich vor Krebserkrankungen zu schützen. „Bei Erwachsenen mittleren Alters und älteren Menschen beschränken sich [krebspräventive Maßnahmen] heute weitgehend auf Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen“, erklärt DO-HEALTH-Studienleiterin Prof. Dr. Heike Bischoff-Ferrari, Direktorin der Klinik für Altersmedizin am Universitätsspital Zürich.
Uneindeutiger Effekt als Einzelmaßnahmen
Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren und Sport gelten als vielversprechende Kandidaten für die Krebsprävention. Es gibt Hinweise, dass Vitamin D das Wachstum von Krebszellen hemmt und Omega-3-Fettsäuren die Umwandlung gesunder Zellen in Krebszellen bremst. Sport wiederum kann die Immunfunktion verbessern und Entzündungen verringern, was ebenfalls zur Krebsprävention beitragen kann. Deshalb ist es interessant zu sehen, dass es die Kombination dieser Maßnahmen sein könnte, die etwas bewirkt.
„Als Einzelmaßnahmen zur Prävention von Krebs wurden die Einnahme von Vitamin D, die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren oder mehr sportliche Betätigung bereits in diversen Studien untersucht, die aber zu uneindeutigen Ergebnissen kamen“, kommentiert PD Dr. Valentin Goede, Leitender Oberarzt am Altersmedizinischen Zentrum des St. Marien-Hospitals in Köln und dort auch Leiter des Departments für Onkologische Geriatrie, auf Nachfrage von Medscape.
Krebsprävention ist exploratorischer Endpunkt
Die DO-HEALTH-Studie war ursprünglich nicht aufgelegt worden, um herauszufinden, ob eine Kombination aus hochdosiertem Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren und einem Trainingsprogramm vor Krebs schützen könnte. Primär sollte untersucht werden, ob diese Maßnahmen bei älteren Menschen einen Effekt auf Blutdruck, körperliche Leistungsfähigkeit, Kognition, Frakturen und Infektionen haben.
Dafür wurden 2.157 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Schweiz, Frankreich, Deutschland, Österreich und Portugal über 3 Jahre nachbeobachtet. Sie waren bei Studienbeginn mindestens 70 Jahre alt, wiesen keine schweren Komorbiditäten auf, waren mobil und geistig fit.
Randomisierung auf 8 Gruppen
Sie wurden randomisiert in 8 verschiedene Gruppen eingeteilt, um den individuellen und kombinierten Nutzen der 3 Maßnahmen zu testen:
- Gruppe 1: 2.000 IE Vitamin D3 pro Tag plus 1 g Omega-3-Fettsäuren pro Tag und 3-mal pro Woche ein einfaches Kraft-Trainingsprogramm für zu Hause
- Gruppe 2: Vitamin D3 plus Omega-3-Fettsäuren
- Gruppe 3: Vitamin D3 plus Trainingsprogramm
- Gruppe 4: Omega-3-Fettsäuren plus Trainingsprogramm
- Gruppe 5: Vitamin D3
- Gruppe 6: Omega-3-Fettsäuren
- Gruppe 7: Trainingsprogramm
- Gruppe 8: Placebo.
Die Teilnehmenden wurden alle 3 Monate angerufen, unter anderem um die Adhärenz gegenüber den Maßnahmen zu kontrollieren. Außerdem fanden zu Studienbeginn und danach einmal im Jahr standardisierte Gesundheits- und Funktionsuntersuchungen in den Studienzentren statt.
Letztlich doch noch ein positiver Effekt?
„Es handelte sich insgesamt um eine qualitativ hochwertige Studie von ordentlicher Größe und mit einem guten Design, das allenfalls in wenigen Einzelpunkten methodisch kritisiert werden kann“, urteilt Goede. Dennoch sei sie hinsichtlich ihrer primären Endpunkte negativ ausgefallen. „Diese ursprünglichen Ergebnisse wurden bereits 2020 im JAMA publiziert, und es zeigten sich keine signifikanten Effekte. Die Prävention von Krebs war ein explorativer Endpunkt, der anschließend bearbeitet wurde.“
Und hierbei zeigte die DO-HEALTH-Studie erstmals ein positives Ergebnis. Die exploratorische Analyse ergab nämlich, dass Vitamin D3, Omega-3-Fettsäuren und das einfache Trainingsprogramm für zu Hause bei gesunden und aktiven Menschen über 70 Jahren tatsächlich mit einem geringeren Krebsrisiko assoziiert waren.
Reduktion des Krebsrisikos um 61%
Insgesamt kam es in der Studienpopulation über 3 Jahre zu 119 Krebserkrankungen. Im Fachjournal Frontiers in Aging berichtet die Forschungsgruppe um Bischoff-Ferrari, dass jede der 3 Maßnahmen für sich genommen das Erkrankungsrisiko ein wenig reduzierte. „Aber erst in Kombination wurde der Effekt der 3 Maßnahmen statistisch signifikant.“ Das Krebsrisiko war in der Studiengruppe 1, die sowohl Vitamin D als auch Omega-3-Fettsäuren einnahm als auch das Trainingsprogramm absolvierte, um 61% niedriger als in der Placebogruppe.
Die Number-needed-to-treat (NNT), um eine Krebserkrankung zu verhindern, betrug nach 3 Jahren mit allen 3 Maßnahmen kombiniert 35. „Das ist im Vergleich zu dem, was wir sonst an NNT in der Prophylaxe in der Altersmedizin haben, wirklich ein ziemlich guter Wert“, so Goede.
Replikation in größerer Studie erforderlich
„Neuartige Krebstherapien zielen darauf ab, verschiedene Wege der Krebsentstehung zu blockieren, indem mehrere Wirkstoffe kombiniert werden. Wir haben dieses Konzept auf die Krebsprävention übertragen“, sagt Bischoff-Ferrari. „Obgleich unsere Ergebnisse in einer längerfristigen und noch größeren Studie repliziert werden sollten, qualifizieren die 3 Maßnahmen anhand ihrer hohen Sicherheit und den geringen Kosten bereits heute, um die hohe Last von Krebserkrankungen bei älteren Erwachsenen zu reduzieren.“ Aber erst in Kombination wurde der Effekt der 3 Maßnahmen statistisch signifikant. Prof. Dr. Heike Bischoff-Ferrari und Kollegen
„Es ist bemerkenswert, dass nach 3 Jahren in einer für eine epidemiologische Studie auch wieder überschaubaren Patientenzahl mit der Kombination aus 3 Präventionsmaßnahmen tatsächlich eine Reduktion der Krebsinzidenz zu beobachten war“, sagt Goede.
Ein Interview von vitamind.net
https://www.vitamind.net/interviews/dr-holick-neues-zu-vitamin-d/
MICHAEL F. HOLICK:
NEUES AUS DER VITAMIN-D-FORSCHUNG
Interview mit Dr. Michael Holick, dem weltweit führenden Vitamin D-Forscher, über neue Erkenntnisse zu Vitamin D: Wie es wirkt, was es kann und warum wir es so dringend brauchen. Ein Update aus der Forschung.
Vitamin D – wir wissen noch fast nichts
Wir kratzen in Bezug auf Vitamin D gerademal an der Spitze des Eisbergs, sagt Dr. Holick, einer der weltweit führenden Experten für das Sonnenschein-Vitamin. Er arbeitet seit fast vier Jahrzehnten am Puls der Vitamin-D-Forschung – und noch immer werden jedes Jahr neue Wirkungen des Vitamin D entdeckt. VitaminD.net sprach mit Dr. Holick über das Neueste aus der Vitamin-D-Forschung
Dr. Holick, wenn Sie raten müssten: Wo stehen wir in unserem Wissen über Vitamin D? 20 Prozent? 50 Prozent?
Dr. Holick: Ich denke, wir kratzen gerade mal an der Spitze des Eisbergs – ob man es glaubt oder nicht. Aber was wir bereits haben, sind reichlich Beweise dafür, dass Vitamin D Wirkungen weit über Calcium und das Skelett hinaus hat. Es gibt gute Hinweise, dass die Verbesserung des Vitamin-D-Status oder mehr Sonnenexposition das Risiko für Multiple Sklerose, Typ-1-Diabetes, Bluthochdruck, Herzkrankheiten, Typ-2-Diabetes, Alzheimer, Depression, tödliche Krebserkrankungen, sowie Infektionskrankheiten reduziert, um nur mal einige zu nennen.
Aber es gibt immer noch viel, dass wir nicht einmal begonnen haben, uns anzuschauen. Nur als Beispiel: Wenn man Vitamin D durch die Sonne in der Haut herstellt, entsteht dabei nicht nur Vitamin D, sondern auch vier oder fünf andere Photoprodukte, die höchstwahrscheinlich ebenfalls wichtige Auswirkungen auf die Gesundheit haben.
Die drei Wirkwege des Vitamin D
Wenn in Lehrbüchern der Vitamin-D-Stoffwechsel beschrieben wird, wird meist nur der endokrine Weg beschrieben, bei dem die Niere das aktive Vitamin-D-Hormon herstellt. Heute wissen wir aber, dass der Großteil der Wirkungen des Vitamin D vielmehr auf zellulärer Ebene stattfindet.
Ja, die Zellen im Körper haben die Fähigkeit, Vitamin D selbst lokal umzuwandeln und dieses lokal produzierte aktive Vitamin D reguliert bis zu 2000 Gene, die eine ganze Reihe von Stoffwechselprozessen steuern und aktivieren.
Wir haben eine Studie bei gesunden Erwachsenen durchgeführt und fanden heraus, dass, wenn wir 2000 IE Vitamin D pro Tag verabreichten und ihre Immunfunktion durch die Genexpression in ihren Immunzellen untersuchten, 291 Gene in ihrem Profil geändert wurden, die mehr als 80 verschiedene metabolische Prozesse kontrollieren, einschließlich der DNA-Reparatur, der auto-Oxidation und Immunfunktion, um nur einige zu nennen. (1)
Wir wissen heute, dass viele Gewebe wie Haut, Darm, Brust, Herz und Gehirn Vitamin D selbst in seine aktive Form umwandeln können und dass Vitamin D wichtige Funktionen in diesen Geweben hat.
Und damit noch nicht genug. Aktuell gibt es jetzt Hinweise darauf, dass Vitamin D auch ganz ohne diese Umwandlung eine eigene unabhängige Wirkung hat. Was genau wurde dort herausgefunden?
Ja, es gibt zunehmendes Interesse an der Möglichkeit, dass das Vitamin D im Blut – unabhängig von seiner Umwandlung – eine eigene Wirkung zeigt.
Es gibt eine sehr gute Studie von einem Team in Utah. Sie suchten nach einem Mittel, um die Endothel-Zellmembranen zu stabilisieren und studierten dafür Tausende von Verbindungen, die möglicherweise diese Fähigkeit haben. Überraschenderweise stellte sich heraus, dass unmetabolisiertes Vitamin D3 die stärkste Wirkung auf die Stabilisierung der Endothelzellmembranen hatte. (2)
Deshalb glauben wir nun, dass Vitamin D selbst – unabhängig davon, dass es in die anderen Formen umgewandelt wird – Membranen stabilisiert und seinen eigenen, direkten gesundheitlichen Wirkungen hat, die wir bisher nicht beachtet haben.
Und das könnte eine ganz neue Ebene von Vitamin-D-Wirkungen öffnen?
Ja, wir glauben, dass unsere Jäger-Sammler-Vorfahren durch ihre täglichen Sonnenexposition einen stabilen Blutspiegel von unmetabolisiertem Vitamin D aufrecht erhalten haben, der eine unabhängige positive Wirkung auf den Körper hatte. Unabhängig davon, dass Vitamin D in der Niere verstoffwechselt wird, um die Knochengesundheit zu erhalten. Und auch unabhängig von der zellulären Umwandlung von Vitamin D in verschiedenen Organen und Zellen – einschließlich des Gehirns, wodurch das Risiko von neurokognitiven Dysfunktionen wie Depressionen und Alzheimer-Krankheit reduziert wird. Auch unabhängig von Modulation der Immunfunktion und der Reduktion des Risikos von Infektionen und unabhängig von der Aufrechterhaltung des normalen Zellwachstum und der Reduktion des Krebsrisikos. So hat Vitamin D vermutlich 3 separate Wirkwege und Funktionen für unsere Gesundheit: Den endokrinen, den parakrinen und den direkten Wirkweg.
Sie sprechen den parakrinen Wirkweg an: Hier ist es so, dass unmetabolisiertes Vitamin D womöglich auch eine wichtige Rolle als Substrat für die zelluläre Umwandlung spielt…
Richtig, wir wissen, dass viele Gewebe beide Enzyme besitzen, um Vitamin D2 oder Vitamin D3 zu 25(OH)D und um 25(OH)D zu 1,25(OH)2D konvertieren. Und wahrscheinlich sind diese Enzyme dort aus einem guten Grund!
Wir sprechen also – wie Sie gerade sagten – heute über drei Vitamin-D-Systeme: Ein Vitamin-D-System, das hauptsächlich im Zusammenhang mit der Gesundheit der Knochen steht – der endokrine Weg. Dann das autokrine-parakrine System, das in Zusammenhang mit allen nicht-kalzämischen Funktionen wie der Immunfunktion steht und mehr von Vitamin D als vom gebundenen 25(OH)D abhängt. Und ein drittes System, in dem das unmetabolisierte Vitamin D direkte Auswirkungen auf die Zellmembranen hat. In zweien dieser Systeme wäre dann nicht 25(OH)D, sondern Vitamin D selbst die entscheidende Größe…
Das ist möglich, und es gibt sogar einige Anzeichen dafür, dass dies der Fall sein könnte. Der Großteil des 25(OH)D im Blut ist an das Vitamin D-Transportprotein (DBP) gebunden, und dieser Komplex kann nicht in das innere von Zellen gelangen. Nur eine sehr kleine Menge, etwa tausendfach weniger, ist nicht an DBP gebunden und wird als die freie Form von 25(OH)D bezeichnet und kann in die Zelle gelangen.
Einzig die Nieren haben das Megalin-System. Megalin ist ein Rezeptor auf der Nierenzelloberfläche, der das an DBP gebundene 25(OH)D bindet und es in die Nierenzelle bringt, wo dann das 25(OH)D vom DBP dissoziiert und zu 1,25(OH)2D konvertiert wird.
Die meisten anderen Zellen haben diese Megalin-Rezeptoren nicht, aber dennoch wissen wir, dass diese Zellen Vitamin D zu 25(OH)D und 25(OH)D zu 1,25(OH)2D umwandeln können. Das unmetabolisierte Vitamin D und das freie, ungebundene 25(OH)D spielen hier die entscheidende Rolle, da nur diese Formen überhaupt in das Innere von Zellen gelangen können, die kein Megalin haben.
Aber der Spiegel an freien 25(OH)D ist verschwindend gering, während die Spiegel an unmetabolisiertem Vitamin-D sehr hoch sind.
Das ist richtig. Der Gehalt an Vitamin D im Blut ist viel höher als der von freiem 25(OH)D. Daher dürfte Vitamin D selbst eine wichtige physiologische Funktion zukommen.
Es würde ja auch biologisch Sinn machen, dass der Körper die Regulation des Calciums komplett von der Regulation der Immunfunktion und dem Schutz der Zellmembranen entkoppelt, da dies völlig verschiedene Systeme sind, die unabhängig voneinander geregelt werden müssen.
Absolut! Und wenn man es evolutionär betrachtet, hat der Blutkalziumspiegel für den Körper die höchste Priorität, weil darüber die meisten metabolischen Funktionen und die neuromuskuläre Aktivität reguliert werden.
Unmetabolisiertes Vitamin D ist in etwa 24 Stunden aufgebraucht. In Bezug auf die Dosierungs-Intervalle und die Spiegel der unterschiedlichen Formen scheint es also einen großen Unterschied machen, ob ich mein Vitamin D täglich nehme oder in großen wöchentlichen oder monatlichen Dosen?
Große intermittierende Dosen von Vitamin D sind wirksam, um die Blutspiegel von 25(OH)D zu erhalten – sowohl des an DBP gebundenen, als auch des freien, ungebundenen 25(OH)D. Durch die tägliche Einnahme von Vitamin D2 oder Vitamin D3 erhält man aber auch den Spiegel des unmetabolisierten Vitamin D, das eine separate Wirkung auf den Körper haben könnte – völlig unabhängig von 25(OH)D, das eine sehr lange Halbwertszeit hat. Es ist also nur das unmetabolisierte Vitamin D, wo die tägliche Dosierung einen Unterschied macht. Welche Tragweite das hat, ist momentan noch unklar.
Wo dieser freie Vitamin-D-Spiegel zum Beispiel signifikant wird, ist während der Stillzeit, da nur das unmetabolisierte Vitamin D, nicht aber die späteren Formen in die Muttermilch übergehen können.
Ja. Nur das Vitamin D, das ja nicht an DBP gebunden ist, geht leicht aus dem Blut in die Milch über. Und nur, wenn die Frauen tägliche Dosen von etwa 4000 bis 6000 IE pro Tag einnehmen, geht genug Vitamin D in die Milch über, um den Bedarf des Säuglings zu erfüllen.
… was ja lange Zeit ein Rätsel war, warum Studien an der Muttermilch in den Industrieländern Vitamin-D-Spiegel zeigten, die weit unter dem Bedarf der Kinder lag – als hätte die Natur das wichtigste Vitamin vergessen!
Genau, aber wenn man das jetzt betrachtet, macht es durchaus Sinn. Unsere Jäger-Sammler-Vorfahren haben Tausende von IEs Vitamin D pro Tag durch die permanente Sonnenexposition produziert und als Folge haben wir uns als Art daran angepasst.
Wir haben einfach nicht begriffen, dass dies die tatsächlichen Mengen an Vitamin D sind, die wir wirklich brauchen! Über Jahrzehnte wurde Ärzten beigebracht, dass Vitamin D hoch toxisch ist. Und selbst heute empfehlen einige Fachkräfte des Gesundheitswesens den Müttern 400 IE Vitamin D pro Tag, dass sind nur 10% von dem, was sie wirklich brauchen!
Aber um Vitamin D in der Muttermilch zu haben, müssten die Mütter ihr Vitamin täglich einnehmen?
Ja, Bolusdosierung funktioniert hier nicht. Und das sagt uns etwas von entscheidender Bedeutung, denke ich: Dass wir wahrscheinlich jeden Tag Vitamin D brauchen und dass es gesundheitliche Wirkungen hat, die über den Erhalt der 25(OH)D-Blutspiegel hinausgehen.
Vitamin D bei MS
Ein weiterer Bereich, in dem dies wichtig sein könnte, ist Vitamin D bei Multipler Sklerose. Es gibt auch hier neue Durchbrüche, an denen Sie beteiligt sind…
Ja, da läuft ein spannender Versuch über Brasilien, für die ich ein Teil der Patienten in meiner Klinik begleite. Das Protokoll empfiehlt Multiple-Sklerose-Patienten bis zu 60.000 IE Vitamin D pro Tag zu geben. Ich habe mehr als 100 dieser Patienten begleitet. Einige von ihnen sagten mir, dass sie blind waren oder an den Rollstuhl gefesselt und dank dieses neuen Protokolls sind sie nun wieder voll funktionsfähig.
Sie sprechen vom Coimbra-Protokoll?
Ja, Dr. Coimbra. Ich begleite einige seiner amerikanischen Patienten. So lange, wie man das sorgfältig überwacht und sicherstellt, dass sie einer Calcium-armen Diät folgen und ihr Blut und ihr Urin-Calcium sehr sorgfältig überwacht, können diese Patienten sehr hohe Vitamin-D-Spiegel haben, ohne Anzeichen von Toxizität. Ich habe eine Patientin auf 55.000 IE Vitamin D3 täglich und ohne Fortschreiten ihrer Multiple Sklerose, ihr geht es gut. Sie hat auch keine Toxizität.
Weiterlesen: Vitamin D bei MS und Autoimmunerkrankungen – das Coimbra-Protokoll
Was ist der Mechanismus? Warum hilft Vitamin D bei MS?
Wir wissen es nicht genau – aber mein Verdacht ist, dass es das unmetabolisierte Vitamin D zusammen mit den hohen 25(OH)D-Spiegeln ist, die hier eine wichtige Rolle spielen. Aber wir wissen noch nicht, was genau der Mechanismus ist.
Und wird MS durch Vitamin D geheilt oder hält das Vitamin D nur die entzündliche Immunantwort in Schach?
Die MRI-Scans von Dr. Coimbras Patienten zeigen eine sehr deutliche Verbesserung in den Plaques, in einigen Fällen eine fast vollständige Auflösung der Multiple-Sklerose-Plaques.
Der optimale Vitamin-D-Spiegel – und die Dosierung
Hier sprechen wir von kranken Patienten, die möglicherweise eine Resistenz gegen Vitamin D haben und darum so hohe Spiegel brauchen. Im Internet wird aber immer wieder für solch hochdosierte Vitamin-D-Supplementation auch für normale, gesunde Personen geworben. Diese Menschen nehmen 20.000 – 50.000 IE täglich und streben Blutspiegel zwischen 80 und 100 ng/ml an. Glauben Sie, dass das einen Nutzen bei gesunden Menschen hat?
Gute Frage. Wir haben keine Antwort. Wir wissen, dass diese Spiegel keine Toxizität verursachen, aber wir haben keine Antwort, ob das einen zusätzlichen Nutzen bringt. Ich selbst halte meinen Blutspiegel bei 60 ng/ml mit etwa 4000 IE Vitamin D täglich. Meine Botschaft ist immer gewesen, dass es vermutlich keinen Nachteil hat, den Vitamin-D-Spiegel zu erhöhen, und ich denke, dass alle Erwachsenen pro Tag mindestens 3.000 bis 4.000 IE Vitamin D einnehmen sollten – und wenn Sie übergewichtig sind, müssen Sie wahrscheinlich 6.000 bis 10.000 IE pro Tag nehmen um den Vitamin-D-Bedarf zu decken.
Eine andere Sache, über die ich gerne sprechen würde sind die Körperspeicher. Es gibt die Vorstellung bei einigen Menschen, dass Vitamin-D-Präparate nicht erforderlich wären, weil man im Sommer Vitamin-D-Speicher aufbauen könne, die einen durch den Winter bringen. Was sagen Sie dazu?
Ausgezeichnete Frage. Was vermutlich evolutionär passiert ist, ist Folgendes: Als stark pigmentierte Menschen vom Äquator nach Norden gewandert sind, musste die Pigmentierung schnell verschwinden, was durch eine Veränderung des Melanozyten-Rezeptor-Gens passierte – so entwickelte sich in einem relativ kurzen Zeitraum der kaukasische/keltische Typ und als Ergebnis konnten diese Menschen effizienter Vitamin D produzieren.
Wie ist das eigentlich möglich gewesen?
Der Selektionsmechanismus dafür ist, dass, wenn eine Mutter unter Vitamin-D-Mangel litt und ein weibliches Kind gebar, dann hatte dieses Kind ein flach verformtes Becken mit einem kleinen Beckenausgang, was es später im Leben schwierig für sie machte, ein Kind auf natürliche Weise zu bekommen.
Nun, wir haben nachgewiesen, dass der Mensch, wenn man in Badekleidung an den Strand geht und die Haut 24 Stunden später eine leichte rosa-Färbung bekommt, dies der Einnahme von 20.000 IU Vitamin D entspricht. Das entspricht bei unseren Vorfahren einer Synthese von durchschnittlich 5000 IE täglich, während des Frühlings, Sommers und im Herbst. Ein Teil des Vitamin D wurde im Körperfett gespeichert. Während des Winters wurde dieses Körperfett dann als Energiequelle abgebaut, und das Vitamin D wieder in den Kreislauf abgegeben.
Aber das kann man sehr offensichtlich kaum auf das Leben des modernen Menschen übertragen …
Realistisch betrachtet kann man nicht mal ausreichend Sonnenexposition erreichen, um, wie unsere Vorfahren, Körperspeicher aufzubauen, die genügend Vitamin D liefern würden.
Auf die Körperspeicher sollte man sich also nicht verlassen?
Nein, ganz sicher nicht.
Noch ein anderes Thema: Gleich mehrere Studien in den letzten Jahren haben berichtet, dass die gleichen Dosen von Vitamin D zu sehr unterschiedlichen Blutspiegeln des Patienten führen können – warum ist das so extrem individuell?
Das sehe ich auch bei meinen Patienten. Zunächst hängt das mit dem Ausgangsblutspiegel von 25(OH)D zusammen: Wenn ein starker Vitamin-D-Mangel vorliegt, mit einem 25(OH)D-Spiegel von weniger als 5 ng/ml, dann können 200 oder 400 IE Vitamin D den Blutspiegel von weniger als 5 ng/ml sehr schnell auf etwa 10-15 ng/ml erhöhen.
Der Grund dafür ist, dass das Enzym 25-Hydroxylase in der Leber super-effizient darin ist, das Vitamin D zu 25(OH)D umzuwandeln, damit der Körper den Calzium-Bedarf decken kann. Aber sobald man etwa 20 ng/ml erreicht, benötigt man viel mehr Vitamin D, um die Blutspiegel weiter zu erhöhen, weil nun andere, weniger effiziente Enzyme in der Leber das weitere Vitamin D zu 25(OH)D zu konvertieren. Im Durchschnitt wirst du pro 100 IE, die du täglich einnimmst, deinen Blutspiegel um 0,6 bis 1 ng/ml erhöhen.
Zweitens verlangsamt die Vitamin-D-Regulation die Konvertierung von Vitamin D zu 25(OH)D immer mehr, je höher die 25(OH)D-Spiegel werden. Selbst bei 20.000 IU Vitamin D werden gesunde Erwachsene Blutspiegel von nur 60 bis 80 ng/ml halten, wie wir in einer kanadischen Studie mit Pure North gezeigt haben – das ist absolut sicher.
Und Drittens wird Vitamin D noch durch ein weiteres Enzym reguliert – die 24-Hydroxylase – die das aktive Vitamin D und das 25(OH)D zerstört.
Das sollten Sie kurz erklären.
Wenn der Körper D das aktive Vitamin nach der Erfüllung seiner biologischen Funktion nicht sehr schnell zerstört, dann würde der Calciumspiegel stark steigen, was zu Nierenversagen und Herzversagen führen kann. Daher induziert das 1,25(OH)2D, sobald es in einem Zellkern wirkt, seine eigene Zerstörung – durch die Erhöhung der 24-Hydroxylase-Aktivität. Dieses Enzym zerstört dann sofort das 1,25(OH)2D. Und dieses Enzym erkennt eben auch 25(OH)D und macht damit das Gleiche.
Wir wissen nun, dass einige Menschen einen 24-Hydroxylase-Mangel haben. Wenn diese Menschen 1000 IE Vitamin D einnehmen, steigen ihre Blutspiegel von 25(OH)D viel schneller als bei einer Person mit einer normalen 24-Hydroxylase-Aktivität. Statt den Blutspiegel um 10 ng/ml zu erhöhen, erhöht er sich um etwa 40 ng/ml.
Es gibt auch seltenen Fälle, wo Menschen eine Mutation der beiden 24-Hydoxylase Gene vorweisen und als Ergebnis können sie hyperkalzämisch werden und Nierensteine entwickeln. Die Blutspiegel von 25(OH)D liegen in der Regel im Bereich von 80-150 ng/ml, und das ohne jede Vitamin-D-Supplementierung, nur durch Sonnenlicht.
Also sind es Unterschiede im Vitamin-D-Stoffwechsel, die den Unterschied machen, nicht Absorptionsprobleme?
Malabsorptionssyndrome können auch ein Problem sein. Für die meisten Menschen eher nicht, aber darum ist es so wichtig, den 25(OH)D-Blutspiegel zu überwachen. Wir haben bei gesunden Erwachsenen Studien durchgeführt, die zeigen, dass manche Menschen 100% absorbieren und andere nur 50%.
Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und Zöliakie haben oft ein Problem, Vitamin D zu absorbieren. Wir stellen immer wieder fest, dass Menschen mit entzündlichen Darmerkrankungen oder Zöliakie und einer Glutenunverträglichkeit einen Vitamin-D-Mangel erleiden, den wir mit den üblichen Dosierungen nicht korrigieren können.
Vitamin D durch die Sonne
Der Mensch ist offenbar an eine Versorgung durch die Sonne angepasst. Nach allem, was wir heute besprochen haben, scheint das immer noch der beste Weg zu sein?
Ja, wir haben auch festgestellt, dass Vitamin D welches in der Haut gebildet 2-3 mal länger im Blut bleibt im Vergleich zu oral verabreichtem Vitamin D. Und wie ich vorhin schon erwähnt habe, gibt es noch andere Photoprodukte, die ihre eigene Rolle in der Gesundheit haben könnten. Ich glaube – auch wegen der möglichen direkten Wirkung von Vitamin D selbst – dass es trotz des ganzen Anti-Sonne-Geredes da draußen, tatsächlich vernünftig ist, einiges Vitamin D über Sonneneinstrahlung zu bekommen. Auch die Weltgesundheitsorganisation erkennt mittlerweile auf ihrer Website die Wichtigkeit umsichtigen Sonnens für die Vitamin-D-Versorgung der meisten Kinder und Erwachsenen an.
Aber woher weiß man, wie lange man draußen bleiben muss, wie viel man produziert hat und wann man aufhören sollte?
Dafür haben wir eine App entwickelt! Auf www.dminder.info gibt es eine kostenlose App für iPhone oder Android zum herunterladen und die kann dir überall auf dem Planeten sagen, ob du gerade Vitamin D produzieren kannst und auch wie viel Vitamin D – und es wird dich auch warnen, wann du aus der Sonne gehen solltest, um keinen Sonnenbrand zu bekommen!
Wie funktioniert das? Ist die App mit Wetterdiensten verknüpft und berücksichtigt auch die Bewölkung?
Genau richtig. Sie ist mit Wetterdiensten verknüpft und verwendet die Daten von Satelliten. Aber wir haben auch unsere eigene Forschung an verschiedenen Orten rund um den Globus betrieben und gemessen, wie viel Vitamin D an verschiedenen Orten wirklich produziert wurde, darunter Brasilien, USA, Kanada und Norwegen, um nur ein paar zu nennen – und all diese Informationen fließen zusammen in diese kostenlose App.
Das ist großartig. Vielen Dank für das Interview!
https://www.vitamind.net/interviews/dr-holick-neues-zu-vitamin-d/
Erwähnte Studien
- Hossein-Nezhad, A., Spira, A., & Holick, M. F. (2013). Influence of vitamin D status and vitamin D 3 supplementation on genome wide expression of white blood cells: a randomized double-blind clinical trial. PloS one, 8(3), e58725.
- Gibson, C. C., Davis, C. T., Zhu, W., Bowman-Kirigin, J. A., Walker, A. E., Tai, Z., … & Li, D. Y. (2015). Dietary Vitamin D and its metabolites non-genomically stabilize the endothelium. PloS one, 10(10), e0140370.
Zum Interviewgast:
Michael F. Holick (* 1946) ist ein US-amerikanischer Arzt und Biochemiker. Sein Forschungsschwerpunkt liegt in der Vitamin-D-Forschung. Holick identifizierte sowohl Calcidiol,[1] die zirkulierende Hauptform von Vitamin D, als auch Calcitriol,[2] die aktive Form von Vitamin D. Sein wissenschaftliches Schaffen war die Grundlage für neue Diagnostika und Therapeutika für Vitamin-D-assoziierte Erkrankungen.
Er ist Endokrinologe und Professor für Medizin, Physiologie und Biophysik sowie Direktor der Bone Health Care Clinic und des Heliotherapy, Light, and Skin Research Center am Boston University Medical Center.[4] Dort bietet er extensive Evaluations- und Behandlungsprogramme für Kinder und Erwachsene mit verschiedenen metabolischen Knochenerkrankungen inklusive Osteoporose, Osteomalazie, Stressfrakturen in jungen Athleten und atraumatische Frakturen bei Kindern und für Patienten mit Hypermobilitätssyndromen, Osteogenesis imperfeci und Ehlers-Danlos-Syndrom, an.[5] Darüber hinaus war er mehrere Jahre lang Direktor der General Clinical Research Unit an der Boston University.[3]
Michael F. Holick nimmt verschiedene Führungspositionen wahr, u. a. im NASA/Chair Standing Review Panel-Human Research Program,[6] Chair NIDDK Special Emphasis Panel Review Meeting,[7] Chair Endocrine Practice Guidelines Committee for Vitamin D,[8] und ist Editor-In-Chief des Journal of Clinical Laboratory.[9]